Freitag, 11. Juni 2010

nicht weglaufen

Ich habe schon mit 2 Männern zusammengewohnt. Ich meine so richtig, nicht als WG oder so. Zwei Mal bin ich weggelaufen. Und zwar immer dann, wenn es drohte ernst zu werden. Mit ernst meine ich solche Sachen wie die nächsten logischen Schritte nach dem zusammenziehen. Heiraten, Kinder etc..
Ich weiß nicht warum, doch immer in solchen Momenten bekomm ich einen Ruf der Freiheit. Sie schreit ganz laut: "Xpentesilea, lass dich nicht einsperren und wie jede Frau versklaven und renne. Renne so schnell und so weit du kannst." Und das hab ich dann auch gemacht. Gut, so weit bin ich nicht gerannt, denn meist landete ich auf dem Sofa meiner Mutter, für unbestimmte Zeit. Das war weder komfortabel, noch hatte es den Charakter einer Party-WG, aber ich war frei.
Ich durfte mich wieder neu verlieben, nochmal die Schmetterlinge erleben, das Prickeln der ersten Dates, das Gefühl umworben zu werden. Herrlich und doch sehr einsam. Einsam, weil ich bei dem ganzen Gerenne und Freiheitsgefühl-genießen nicht bemerkt habe, dass ich nicht nur meine einengende Beziehung verloren habe, sondern auch meinen besten Freund. Meinen Partner, der mir die Hand hält wenn's weh tut, der sich meinen Scheiß anhört und mit mir gemeinsam lacht. Mit dem ich Rituale habe, Vertrautheit, Zweisamkeit.
Doch ich war einfach irgendwie noch nicht soweit.
Im nachhinein habe ich es immer abgelegt unter: Hat nicht geklappt. Jede meiner Freundinnen hat sich darüber mehr oder weniger lustig gemacht, so nach dem Motto:" Wo wohnst du denn jetzt mal wieder?" Aber mein Therapeut hat mich eines besseren belehrt. Es war eine unserer ersten kospirativen Treffen und das Gespräch verlief wie folgt:

Xpentesilea etwas verlegen: "Ich hab schon mit zwei Männern zusammen gelebt und zweimal hat es nicht geklappt. Also muß es das nächste mal funktionieren, denn einmal ist OK, zweimal geht grad so und beim dritten Mal wird's peinlich."

Herr Therapeut nach einigen Minuten Bedenkzeit: "Es hat doch funktioniert. Sie sind zusammengezogen, haben bemerkt das es nicht funktioniert und sind wieder ausgezogen. Experiment geglückt."

So hatte ich das noch nie gesehen. Ein Hoch auf objektive Dritte Personen.

Jetzt ist es jedenfalls mal wieder soweit. Zusammenziehen die Dritte. Mein Geliebter hat es angesprochen, ich habe es verhalten kommentiert und schwupps schon war seine Wohnung gekündigt. Der Geliebte ist voller Tatendrang, ich hab ein wenig wackelige Beine und meine Mutter fürchtet um die uneingeschränkte Macht über ihr Sofa.

Es gibt jedoch drei Punkte, die den Unterschied zu vorherigen Experimenten machen und die mich hoffen lassen.

1. Ich habe 3 Monate Zeit mich an den Gedanken zu gewöhnen und mein geheimes ich-wohne-allein-Verhalten auszuleben.

2. Er zieht zu mir in meine Wohnung.

3. Er hat einen außerordentlich zeitraubenden Beruf. Sprich, mein geheimes ich-lebe-allein-Verhalten leidet nicht unter der Zweisamkeit.

Ich würde jetzt noch anfügen, dass er einfach perfekt ist. Doch wenn wir ehrlich sind, am Anfang sind sie für uns alle perfekt und in Wahrheit gibt es die Perfektion nicht. Denn die Fehler machen den Gegenüber erst liebenswert, man muss nur versuchen mit den Fehlern zu leben.

Also, nicht weglaufen, Xpentesilea, da bleiben....

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