Donnerstag, 24. Juni 2010

berlin, berlin

Es gibt diesen Mythos Berlin. Berlin steht für Großstadt, Freiheit, Kunst, Kultur und Party. Ich verbringe gerade eine Woche in unserer Hauptstadt, atme die berühmte Berliner Luft und bin sozusagen mitten im Leben und am Puls der Stadt. Ob ich dies als angenehm empfinde? Nein. Ich freue mich unendlich auf den nahenden Samstag, an dem ich in den Zug steige und 6 Stunden später wieder in meinem kleinen Heimatdorf bin. 
Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich letztes Jahr sehr lange auf der Suche nach dem Ort war, der mir den inneren Frieden gibt, besser bekannt als das zu Hause. 
Lange Zeit habe ich gedacht, dass es mich in die Ferne zieht. Alles war in meinem Dorf zu eng, das Angebot zu klein und die Leute zu engstirnig und sowieso immer die selben. Nichts blieb unentdeckt, unkommentiert, unbeobachtet. Man selbst als Person wurde durch das bloße Auftreten eingeschätzt und abgestempelt. Das Branding, dass man einmal aufegdrückt bekommen hat blieb wie ein Tatoo, das Leben lang.
Also zog Xpentesilea aus um die Welt zu erobern, packte ihre 7 Sachen und peilte als erste Station BERLIN an. Schließlich wollte ich auch etwas von dem Flair des deutschen Pendant zu New York erleben. Ich war der Meinung, dass ich mich dort finden werde zwischen all diesen Freigeistern und meine Träume verwirklichen kann. Was ich gefunden habe war vor allen Dingen mal keine WG, keinen Studienplatz und keinen Job. Außerdem habe ich rausgefunden, dass die große Stadt vielleicht doch zu groß für das kleine Mädchen mit dem rosa Springseil namens Xpentesilea ist.

Also, gesagt, getan, man ist ja flexibel, auf zum nächsten Abenteuer. Neue Stadt, neues Glück. 

Leipzig war an der Reihe. Hier hatte ich dann zumindest einen Studienplatz... Der Rest würde sich schon ergeben. Also, Studienbeginn war Montag, dann bin ich mal am Samstag nach Leipzig mit Sack und Pack und in ein nettes Hostel gezogen. Jeder der schonmal ein solches Etablisement bewohnt hat, benötigt keine Erklärung was ein Mehrbettzimmer und eine Dusche für 20 Personen mit der Psyche eines Menschen anstellen kann. Der Rest darf dies seiner Phantasie überlassen. Wenigstens hatte ich nach 2 Tagen ein WG Zimmer. WG-Zimmer + Studienplatz = schonmal mehr als in Berlin. Leider war ich ziemlich gut in dem mir-einreden-das-ich-es-toll-finde-allein-und-unabhängig-zu-sein. Also zog ich die Tortur mit der Einsamkeit und der Anpassung an eine fremde Stadt, mit keinen Freunden und Kommilitonen, die augenscheinlich eine Abneigung gegen "Wessis" haben konsequent durch... Für 2 Wochen...
Danach ging's nach Hause. In mein Dorf. Ich musste also durch die halbe Republik ziehen und eine Menge Geld auf den Strassen Deutschlands lassen um zu merken, dass die großen Städte unheimlich viel Anziehungskraft haben, jedoch vielleicht auch nur was für große Mädchen sind. Und ich bin eben doch ein kleines. 
Wenigstens bin ich jetzt dort, wo mein Herz ist und nebenbei noch meine Freunde, Familie, Studium und der Charme der Kleinstadt, der auf den zweiten Blick kostbarer ist als der Flair der Großstadt.

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