Sonntag, 27. März 2011

der liebe papa

Ich habe zwei Väter. Einmal den biologischen und einmal den lieben Papa. Der biologische ist deshalb nicht unbedingt böse, aber unsere Beziehung ist eben von grundauf gestört. In frühester Kindheit hat er mir erzählt das dicke Menschen ekelhaft sind. Dann habe ich 8 Jahre nichts gegessen. Dann hat er mir versprochen mir einen Hund zu kaufen. Ich habe bis heute keinen. Als Ausgleich bekam ich ein Super Nintendo, SUPER! Danach hat er mir gesagt er bezahle meinen Führerschein. Ich habe ihn selbst bezahlt. Als nächstes versprach er mir ein Auto. Das habe ich mir selbst gekauft. Zu meinem Abi wollte er mit mir nach New York, nur wir zwei, zusammen. Ich bin allein gefahren. Als ich ihm gesagt habe das ich studieren will war er dagegen. "Mach doch lieber was Richtiges und mache eine Lehre!" Aber Papa, hättest du nicht stolz sein müssen? Als ich mein Studium mit 1,9 abgeschlossen hab fand er das OK. Dann gab es keinen Job, wegen der Wirtschaftskrise. "Da bist du selber Schuld.", sagte er. "Hättest du etwas anständiges gelernt, dann hättest du jetzt auch einen Job." Ja, aber Papa, niemand hat momentan einen Job. Irgendwann hast du mein Erbe an deine neue Frau verschenkt und hast mir gesagt das deine Schuld an mir abgegolten sei. Wir haben zwei Jahre nicht miteinander geredet. Als wir wieder angefangen haben zu reden, hast du meine Arbeit herunterdegradiert. "Also bist du eine Ansprechpartnerin?" Nein Papa, ich bin schon etwas mehr. Zu meiner Schilddrüsenkrankheit meintest du nur: "Du solltest dir die Schilddrüse rausoperieren lassen, damit du nicht fett wirst." Wenn das das Einzige Problem ist, dann ist es ja gut. Sollten wir uns nach zwei Jahren wiedersehen? Gerne. Aber Samstags, nein da geht es nicht, weil da kommt Fußball. Sonntags fährt er nicht gerne so weit. Dann muß ich eben Urlaub nehmen, damit wir uns wiedersehen und ich einen Tag Vorwürfe bekomme.
Das Einzige was ich immer wollte war sein Stolz. Nie Versprechen, die nicht gehalten wurden.

Und an dieser Stelle geht hiermit mein Dank und meine tiefempfundene Liebe an meinen lieben Papa. An den Vater, der da war bei dem ersten Liebeskummer. Der mir einen Rat gab und meine Tränen fortgewischt hat. Und das nicht nur bei dem ersten Liebeskummer, sondern auch bei den vielen, die danach kamen. Der Papa, der nachdem ich mein Uni-Abschlußzeugnis abgeholt habe mit einer Flasche Sekt auf mich gewartet hat, weil er Stolz auf mich war. Er wird immer Stolz auf mich sein. Deshalb rufe ich ihn an, wenn ich beruflichen Erfolg habe, weil mir sein Stolz wichtig ist. Er sorgt sich um mich wenn ich krank bin. Er bringt mich auf die richtige Bahn und sorgt dafür das ich dort auch bleibe. Manchmal schimpft er, aber das habe ich dann verdient. Wenn ich mit ihm Streit habe, dann halte ich das schon nach dem zweiten Tag nicht mehr aus. 
Genau aus diesen ganzen Gründen bin ich der glücklichste Mensch, den es gibt. Denn ich habe das Glück jemanden zu finden, der mich als seine Tochter annimmt, behandelt und durch das Leben begleitet. Der alle Höhen und Tiefen mit mir geht und meine Hand hält. 
Und das mit dem Stolz eines Vaters in den Augen.

3 Kommentare:

  1. Du hast mich zum weinen gebracht
    Haribo

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  2. Ich hätt auch gern so einen lieben Papa. Stattdessen habe ich keinen. Nur einen biologischen, irgendwo.

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  3. das tut mir leid liebe lola... ich gebe zu, ich hatte ganz extrem viel glück...

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