Donnerstag, 4. August 2011

mein halbes leben...

Ich war mein halbes Leben magersüchtig. Dies soll kein gefühlvoller Text über das Leiden der kleinen xpentesilea werden. Dies soll auch nicht tiefgründig erörtern wie ein Leben mit size zero ist und wie schlimm doch die Medien sind und diejenigen, die sich zu tode hungern. Nein. Dies wird einfach die gnadenlose und ungeschminkte Warheit.

Ich habe mein halbes Leben nichts gegessen. Mein Gewicht war am untersten Minimum des möglichen. Essen war mein Feind. Es war eklig. Fettig. Überflüssig. Jedes Mal wenn ich essen musste, weil neugierige Augen auf mir geruht haben, habe ich es gehasst und mir ausgerechnet wie viele Tage ich nichts essen muss, um das Fett wieder los zu werden.

Nichts zu essen war Macht. Macht über meinen Körper. Macht über meine Gefühle. Macht über mein Leben. Egal wie sehr es aus den Fugen geraten war, nicht zu essen hat mir das Gefühl gegeben das alles gut ist.

Mein Frühstück bestand aus zwei Tassen Kaffe und zwei Zigaretten. Mittagessen gab es nicht. Abends Reis mit Ketchup. Schokolade, Eis, Chips, Fleisch, Pizza, Pasta, Pommes - Feinde.

Ich war dünn. Hosengröße 25, Kleidergröße XS. Jeder Knochen hat spitz unter der Haut hervorgelugt. Jede Rippe konnte man zählen. Ich fand das schön. Wunderschön. Doch ich sah immernoch Fett. Überall, portionsweise an meinem Körper.

Ich war krank. Immer. Schwach, zitternd. 2 T-Shirts, ein Pullover und gefroren hab ich immernoch. Halsschmerzen. Bronchitis. Darmkrämpfe. Zahnfleischrückgang, Hörsturz, Herzrasen, Ohnmacht. Wenn ich gegessen habe ging es mir schlecht. Vor allem wenn es nicht fettfrei war.

Jetzt bin ich krank. Jahre danach. Nachdem ich wieder angefangen habe zu essen. Angsterfüllt. Schilddrüsenprobleme. Magengeschwüre. Unfruchtbarkeit. 

Jetzt fehlt es mir keine Macht zu haben. Es fehlt mir zu hungern. Ich finde dürre Menschen immernoch schön und wäre gerne so wie sie. 

Ich bin krank. Und ich werde es mein Leben lang sein.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen