Freitag, 24. September 2010

liebster schmetterling - die dritte

Liebster Schmetterling,

gestern warst du da. Ganz nah bei mir. Obwohl ich nur deine Stimme hörte, war es, als würdest du neben mir sitzen und meine Hand halten. Sie mit sanften Bewegungen streicheln. Wir haben geredet, über alles und gar nichts, so wie immer. Bedeutungsloses und Wertvolles verschwimmt und wird eins. Die Besonderheit unserer Gespräche liegt darin, das selbst Banalitäten wichtig erscheinen und als wertvolle Informationen in die Konversation eingehen. Scheinbare Belanglosigkeiten werden besprochen, diskutiert, belächelt, kommentiert. Das Wundervollste an unserem Gespräch gestern war jedoch die einvernehmliche Entscheidung uns wieder zu sehen. Die Welt stand für einen Augenblick still und ich war wieder gefangen in der Seifenblase, die mich die letzten Wochen umgeben hatte. Ich werde dich in meine Arme nehmen können, die Augen schließen, deinen Geruch einatmen. Mich wieder geborgen, verstanden und geliebt fühlen. Ich habe dir gestern von meiner inneren Ruhe, was die Ferne zwischen uns betrifft, erzählt. Ich konnte sie nicht genau in Worte fassen, also versuche ich, sie zu beschreiben. Als du hier warst, gab es keine Realität. Es war surreal. Die ganze Welt hatte ihren Mittelpunkt in uns gefunden und die Außenwelt existierte nicht. Als du fortgingst, begann die Realität. Die Gefühle, die wir uns gebeichtet haben, wurden wahr. Bis zu dem Zeitpunkt war es einfach sich zu lieben, sich Dinge zu sagen, die die Schmetterlinge im Bauch fliegen lassen. Schwer wird es erst, wenn der Schmerz des Verlustes dazu kommt. Wenn man anfangen muss über das nachzudenken, was passiert ist. Man fängt an, Gefühle abzuwägen und sich für einen Weg zu entscheiden. Der eine Weg führt in das Vergessen. In die Realität und die Ablenkung. Irgendwann erwacht man und der Mensch, der einem die ganze Welt bedeutet hat, ist aus dem Herz verschwunden. Es ist eine Narbe zu sehen, eine Kleine, aber die Wunde ist verheilt. Der andere Weg ist hart und beschwerlich. Er impliziert, die Augen zu schließen und zu springen. In das Ungewisse der Zukunft. In das Vertrauen, dass man in den anderen hat. Es lässt die Gefühle zu etwas Echtem werden, dass außerhalb der selbst geschaffenen Seifenblase existieren kann. Man muss den ganzen Schmerz und das Leid in Kauf nehmen, für eine ungewisse Zukunft. Sich selber öffnen, ein Stück weit aufgeben und das Risiko eingehen, dass das eigene Herz gebrochen wird. Ich habe mich für den zweiten Weg entschieden. Für die realen Gefühle. Für den Schmerz. Der Schmerz, der der Liebe erst seine Schönheit verleiht. Denn nur wer den Schmerz kennt, weiß die Liebe zu schätzen. Die Ruhe kommt durch das Vertrauen in uns, in eine Zukunft. Nie zuvor war ich mir so unendlich sicher, dass ich genau weiß, wo mein Herz hingehört, dass es seinen Weg gefunden hat. Mich erfüllt diese innerliche Ruhe, weil ich nicht denke oder hoffe das wir uns wieder sehen, sondern es weiß und auch schon wusste, als du fortflogst, mein Schmetterling.

Dein Mädchen mit dem rosa Springseil

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