Donnerstag, 26. August 2010

liebster schmetterling

Liebster Schmetterling,



es ist der dritte Tag. Der dritte Tag nach deinem Fortgehen. Und jetzt kommt der Schmerz. Er sitzt irgendwo in meinem Inneren und will nicht herauskommen. Will nicht ausbrechen und mir wieder Luft zum Atmen verschaffen. Davor war die Verdrängung. Die Ablenkung. Doch an Sonntagen gibt es in Städten wie diesen keine Ablenkung von dem Schmerz, von dem was geschehen ist. Sonntage sind in diesen Städten wie der meinen für Paare bestimmt. Dafür das diese besondere Spezies, die nicht allein sondern zu zweit ist, den ganzen Tag zusammen die Welt aus einem Auge betrachtet. Doch was ist ein Sonntag schon, wenn bei uns zwei Wochen lang Sonntag war? Zwei Wochen, in denen wir für den Moment lebten, die andere Person wieder zu sehen. Zwei Wochen, in denen die Außenwelt nicht existierte. Es existierten nur du und ich.

Du kamst vorbeigeflattert an mir und mit deinen Flügelschlägen verändertest du mein Leben! Wer war ich davor? Was war ich davor? Eine funktionierende Hülle, die verlernt hatte zu leben und seine Träume und Wünsche vergessen hatte. Sie hatte sie vergraben und zu der Persönlichkeit gepackt, die sie einmal war. Stark musste sie sein, für alle anderen funktionieren. Präsent musste sie sein, allen anderen zuhören. Dabei hat ihr niemand zugehört. Niemand war stark für sie.

Du hast mir zugehört und bald gemerkt, dass das Mädchen mit den großen Augen auch nur ein Mädchen ist. Ein Mädchen mit einem rosa Springseil, dass stark ganz bestimmt nicht ist.

Ich nannte es Schicksal, das wir uns getroffen haben. Du glaubst jedoch nicht daran, an das Schicksal. Für dich gibt es nur Entscheidungen, die jeder Mensch trifft und aus der sich Situationen ergeben, in denen wieder Entscheidungen getroffen werden müssen. „Wo ist denn da der freie Wille?“, fragtest du mich?

Der freie Wille war da, jedoch durch irgendeine Macht bestimmt. Durch eine Stimme, die im Inneren flüsterte, dass Veränderungen sein müssen und die ich nicht ignoriert habe. Diese Stimme führte mich zu dir. Obwohl das Flüstern so leise war, so fern, folgte ich ihr. Heute ist der Schmerz groß, liebster Schmetterling. Heute ist mein Herz bei dir, am anderen Ende der Welt.



Dein Mädchen mit dem rosa Springseil

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